Da Facebook Profilbilder und Namen von Nutzern ohne ihr Einverständnis zusammen mit Sponsored Stories gezeigt hat, ist nun eine Entschädigung in Höhe von insgesamt 20 Mio. $ fällig. Seit Neustem werden bei Facebook daher klare Worte gesprochen - und eines ist gewiss: Die Datenschutzrichtlinien und der Gebrauch von Nutzerprofilen zu Werbezwecken werden sich zugunsten des Nutzers auf keinen Fall verbessern.
Das Statement "Yes, you are the product" fasst das Phänomen Facebook in der Tat sehr treffend zusammen. Man möchte meinen, der Nutzer ist derjenige, der ein Produkt, nämlich die Webseite und Apps von Facebook nutzt. In Wahrheit jedoch schafft Facebook eine Plattform mit interaktiven sozialen Strukturen, in denen sich die Nutzer gern digital aufhalten und untereinander austauschen, um möglichst genaue persönliche Profile zu erfassen und zu Werbezwecken zugänglich zu machen. Das Produkt sind demnach die Nutzerprofile, die an Firmen verkauft werden und nicht die Features, die Nutzern das Netzwerken erleichtern.
Wie soll sich auch eine Webseite finanzieren, die zu 100 % kostenlos genutzt wird? Auf irgendeinem Wege muss Facebook schließlich Geld verdienen. Ähnlich wie bei privaten Fernsehsendern geschieht das über Werbung. Im Unterschied zum Fernsehen, kennt Facebook jedoch nicht nur die Einschaltquoten, sondern auch wer genau "einschaltet", was die Person mag, mit wem sie über welches Thema am meisten spricht und vor allem, welchen Freundeskreis die Person hat. Das ist jedoch noch nicht alles. Auch gelöschte Daten, wie Posts, Chatnachrichten oder Fotos sind zwar nichtmehr sichtbar, sie bleiben jedoch auf den Servern von Facebook weiterhin gespeichert. Derart viele und genaue Informationen sind natürlich sehr wertvoll, um einen möglichst zielgruppengerechten Werbekanal bieten zu können, über den die Nutzerdaten als Produkt an Firmen verkauft werden.
Wir sind auf Facebook das tatsächliche Produkt.
Doch als wäre es nicht schon schlimm genug, wie die bei Facebook verewigten Nutzerdaten gehandelt werden, schlägt Facebook nun Änderungen vor: "As part of a legal settlement, we agreed to further explain how we may use your name, profile picture, content and information in connection with ads or commercial content." lautet ein einleitender Satz der Zusammenfassung dessen, was sich ändert. Hinter der Zusammenfassung steckt ein Bündel verwinkelter Seiten, in denen Details zur Änderung der Datenschutzrichtlinien nachgelesen werden können. Facebook nimmt sich nunmehr offen das Recht heraus, den Namen des Nutzers samt seinem Profilfoto zu Werbezwecken zu verwenden.
Wenn auch sich viele Nutzer innerhalb der von Facebook veranschlagten Diskussionswoche zur Meinungsäußerung über die neuen Richtlinien beschweren, muss man ich fragen: Sind wir es nicht selbst schuld? Wir haben schließlich einen Verstand und können entscheiden, wie viel und was wir veröffentlichen oder ob wir überhaupt bei Facebook mitmachen wollen. Was nützt also diese populistische Debatte? Wird Facebook am Ende etwa doch auf die Kommentare eingehen? Wohl kaum. Der Nutzer bekommt eine Leistung, für die er nicht zahlt. Er nutzt Facebook kostenlos, und das mittlerweile mit einer unglaublich aufmüpfigen Selbstverständlichkeit. Die Bezahlung erfolgt ganz einfach über die Nutzerdaten und -profile. So lautet nunmal der Vertrag, den sich wohl die wenigsten bei der Registrierung durchgelesen haben - was ihn natürlich nicht weniger gültig macht.
"If you are going to do this I´ll simply go use another product.", heißt es im letzten Satz des dritten Kommentars. Genau so sollte man es machen, ist man mit dem Vertrag nicht einverstanden.
In der Tat gibt es wesentlich fairere Verträge. Lirdy ist ein solcher Anbieter mit fairem Vertrag, über den speziell Fotos schnell und sicher mit Freunden geteilt werden können. Auch Lirdy wird kostenlos genutzt, garantiert dem Nutzer allerdings die Rechte an seinen Fotos und missbraucht und erstellt vor allem auch keine Nutzerprofile. Ähnlich wie Facebook muss auch Lirdy von etwas leben. Das ist zwar ebenfalls über den Verkauf von Werbung der Fall, funktioniert jedoch in keinster Weise über Profile und Nutzerdaten, sondern über große Veranstaltungen, wie Festivals, Sportevents und Konzerte, deren digitales Pendant ein Lirdy-Fotoalbum ist. Über dieses eventspezifische Lirdy-Album können am Album teilnehmende Nutzer mit ihren minimalen Profilen und anonymen Nutzernamen erreicht werden, ohne ihre Privatsphäre zu veräußern. Identifikation der Zielgruppe und Interessen erfolgt ausschließlich über die reale Teilnahme vor Ort an einem Event, ohne dass Lirdy oder eine werbende Firma weiß, wie der Nutzer wirklich heißt, wie alt er ist und was er vor fünf Jahren mochte.
Wer nun glaubt, Facebook weiterhin unter Ausbeutung seiner Privatsphäre nutzen zu müssen, um Fotos mit Freunden zu teilen, der irrt. Irgendwann lässt auch die Diskussion über die neuen Richtlinien nach. Irgendwann geht wieder jeder seinen gewohnten Weg zur Login-Maske auf Facebook und akzeptiert seine Rolle als Produkt. Schade eigentlich.